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30 Jahre Brückenbauer zwischen Frankreich und Deutschland

Frédéric Berner über Standortvorteile in Frankfurt und die Stärken der französischen Business-Community

Frédéric Berner ist Hauptgeschäftsführer der französischen Handelskammer in Deutschland (CCFA / CCI France Allemagne). Vor über 30 Jahren kam er eher zufällig nach Frankfurt – und ist mit der Stadt seitdem tief verbunden. Ein Gespräch über seine Laufbahn, die Rolle Frankfurts als Standort für französische Unternehmen und darüber, wie französische Unternehmer die Stadt bereichern.

© Frédéric Berner.

Wirtschaftsförderung Frankfurt: Herr Berner, erzählen Sie uns bitte etwas über Ihren Werdegang. Wie sind Sie zur französischen Handelskammer gekommen?

Frédéric Berner: Ich würde gerne sagen, dass das eine wohlüberlegte Entscheidung war – doch es war reiner Zufall. 1991 habe ich mein Studium abgeschlossen. Anstelle der Wehrpflicht hatte ich durch mein Studium die Möglichkeit, einen Zivildienst im Ausland zu leisten. Ich wollte eigentlich nach Großbritannien, weil mir meine Auslandssemester in Manchester so gefallen haben. Doch schließlich wurde mir Deutschland angeboten, da ich als Elsässer nicht zu schlecht Deutsch sprechen konnte. Kurz vor der Abfahrt erfuhr ich, dass ich der französischen Handelskammer mit seiner Zweigniederlassung in Frankfurt zugeteilt wurde.

Sie sind in Deutschland geblieben – und haben eine lange Laufbahn innerhalb der Kammer gemacht.

Ja, nach zwei Jahren in Frankfurt habe ich eine Stelle am Hauptsitz in Saarbrücken übernommen. Dort durfte ich zahlreiche Entwicklungsprojekte für französische Unternehmen in Deutschland und umgekehrt begleiten – eine spannende und bereichernde Aufgabe, die mich keinen einzigen Tag gelangweilt hat. Über die Jahre habe ich verschiedene neue Bereiche aufgebaut: die Unterstützung im Business Development, den Bereich Personalvermittlung und Lohnabrechnung, wo wir inzwischen mehr als 550 Angestellte französischer Firmen in Deutschland betreuen. Und zuletzt haben wir auch M&A-Projekte in unser Angebot aufgenommen. Seit 2018 leite ich die Kammer, mittlerweile mit 45 Mitarbeitern, davon eine dauerhaft in Frankfurt, wo wir ein knapp 500 m² großes Business Center haben, „Le Booster“, das als Firmensitz für über 40 Tochtergesellschaften französischer Unternehmen dient. Wir sind überzeugt: die Allianz zwischen französischen und deutschen Unternehmen ist einer der Schlüssel zum Erfolg Europas, insbesondere in diesen unruhigen und unsicheren Zeiten.

Was bieten Sie Unternehmen konkret an, die sich an Sie wenden?

Viele unserer Mandanten sind KMUs, wir beraten und helfen bei der Umsetzung verschiedenster Themen: Wie kann man erfolgreich im Nachbarland expandieren? Welche Strategie sollte man verfolgen, wie das Marketing anpassen, wie einen Businessplan aufstellen?

Unsere Unterstützung folgt meist zwei Modellen: Erstens das organische Wachstum, also die Akquise der ersten Kunden, die Gründung einer lokalen Niederlassung, Einstellen der ersten Mitarbeiter, Anbieten unserer Büros in Saarbrücken oder Frankfurt. Zweitens das externe Wachstum: Wir identifizieren Übernahmekandidaten und begleiten Beteiligungen oder Zukäufe.

Gleichzeitig machen wir viel Werbung für beide Länder. Wir veranstalten bis zu 20 Webinare im Jahr, in denen wir französischen Unternehmen erklären, wie toll es ist, in Deutschland Geschäfte zu machen.

Warum war Frankfurt für die Handelskammer ein wichtiger Standort?

Deutschland ist stark dezentralisiert, es gibt kein klassisches „Place to be“, wie wir es aus Frankreich mit Paris kennen. Kunden sitzen überall im Land. Deshalb muss man ohnehin reisen, um das Marktpotenzial auszuschöpfen. Für die Standortwahl sind daher andere Kriterien entscheidend: die Kosten, die Verfügbarkeit von Talenten, die zentrale Lage, die Erreichbarkeit – und das Image. Und je nach Unternehmen wiegt der eine oder der andere Punkt mehr.

Und da hat Frankfurt klare Vorteile. Die Rhein-Main-Metropole ist zentral gelegen, hervorragend nicht nur nach Frankreich, sondern weltweit angebunden, dynamisch und international bekannt als Business-Hub. Dieses Image spielt eine große Rolle. Wenn wir französischen Firmen Frankfurt vorschlagen, stoßen wir fast immer auf positive Reaktionen: „Ah, Frankfurt – modern, dynamisch, international!“ Wir hatten auch Außenstellen von uns in Köln, Dresden, München, doch nur Frankfurt ist geblieben. Wenn ich mich an meine Zeit in Frankfurt zurückerinnere, muss ich auch sagen, dass ich mich hier sehr schnell willkommen gefühlt habe.

Wie würden Sie die französische Business-Community hier beschreiben?

Sehr vielfältig. Wir schätzen, dass es in Frankfurt und Umgebung mehr als 700 Unternehmen mit französischem Ursprung oder Investoren aus Frankreich gibt, die zusammen rund 20.000 Arbeitsplätze schaffen. Alle Branchen sind vertreten: Lebensmittel mit Danone oder Andros, Transport mit Stellantis, Logistik, Telekommunikation, Tourismus mit Club Med, Pharma und Biotech mit Sanofi – und natürlich die Finanzbranche. Diese Breite macht die Community stark.

 


„Wenn wir französischen Firmen Frankfurt vorschlagen, stoßen wir fast immer auf positive Reaktionen: „Ah, Frankfurt – modern, dynamisch, international!““


 

Welchen Mehrwert bringen französische Unternehmen nach Frankfurt?

Französische Unternehmer sind oft ehrgeizig und mutig. Manchmal sagt man ihnen nach, weniger verlässlich zu sein als deutsche Partner – doch dafür haben sie eine andere Stärke, die bei deutschen Unternehmen manchmal etwas weniger ausgeprägt ist: Sie sind flexibler, anpassungsfähiger und sehr kundenorientiert. Ein französischer Lieferant lehnt selten ab, sondern sucht nach Lösungen, auch wenn diese außerhalb der eigenen Komfortzone liegen. Diese Offenheit und Neugier passen sehr gut zu einer kosmopolitischen und dynamischen Stadt wie Frankfurt. Deutsche Unternehmen haben dafür meistens eine besondere Expertise für ihr Produkt und versuchen genau dafür die weltbesten zu sein. Da ergänzen sich beide Seiten sehr gut.

Wie erleben Sie die Zusammenarbeit mit der Wirtschaftsförderung Frankfurt?

Wir schätzen das Engagement der Wirtschaftsförderung, insbesondere bei der Ansiedlung neuer Investoren, bei Formalitäten und beim Zugang zu den richtigen Netzwerken. Wichtig ist auch: Hier in Frankfurt unterstützt man Projekte unabhängig von ihrer Größe. Nicht nur große Investitionen zählen – auch kleine Unternehmen, die als One-Man-Show starten, werden mit der gleichen Begeisterung begleitet. Und aus kleinen Projekten können große Geschichten werden.

Wo sehen Sie noch Potenzial für Frankfurt?

In der Kommunikation. Frankfurt ist in erster Linie als Finanzplatz bekannt. Dabei gibt es hier eine beeindruckende Vielfalt an französischen Unternehmen aus unterschiedlichsten Branchen. Ich würde mir wünschen, dass man diese Vielfalt stärker sichtbar macht – etwa durch Testimonials und Best Practices auf Französisch. Unternehmer überzeugt man am besten mit Beispielen von Unternehmern.

 


„Hier in Frankfurt unterstützt man Projekte unabhängig von ihrer Größe. Nicht nur große Investitionen zählen – auch kleine Unternehmen, die als One-Man-Show starten, werden mit der gleichen Begeisterung begleitet.“


 

Vielen Dank für das Gespräch, Herr Berner!

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Team-Mitglied Anna Stepanenko

Anna Stepanenko
Projektleiterin Kompetenzzentrum Europa, MENA, Türkei, Lateinamerika

+49 69 212 40787
anna.stepanenko(at)frankfurt-business.net